Weihnachtsgeschichte 2020 – Gefangen im Schneeloch
Das perfekte Weihnachtsfest? Fast wäre dieses der Familie Staude widerfahren. Doch dann kam doch alles nicht so wie geplant. Schneemassen und ein Pistenbulli zu Weihnachten? Das gibt es nur bei Familie Staude. Aber lesen Sie selbst…
Inhalt
Die Nachwehen des vergangen Weihnachtsfestes
Die Familie Staude hatte das letzte Weihnachtsfest in Norwegen verbracht. Eigentlich sollte es ein ganz geruhsames Fest, mit viel Schnee geben. Doch auch in dem letzten Jahr verlief das Fest nicht so, wie sich die Familie das eigentlich vorgestellt hatte. Allen voran Mutter Christa liebte das Weihnachtsfest, die gemeinsame Zeit mit den Kindern und die friedliche Stimmung. Doch wie so oft in den letzten Jahren war es wieder anders gekommen. Die Familie Staude bestand noch aus Christas Mann Arno, einem gutmütigen Mann, der immer froh war, wenn es für ihn nicht so stressig laufen würde, den Töchtern Sabine und Anna, den Söhnen Malte und Alex und den beiden Haustieren. Da waren die Hausgans Staude und die Promenadenmischung Stromer. Beide wohnten als vollständige Familienmitglieder in dem Haushalt. Und auch Oma und Opa, die Eltern von Christa feierten regelmäßig mit der Familie. Nach dem sie nun aus Norwegen zurückgekommen waren, schmiedete Christa bereits im Februar Pläne für das diesjährige Weihnachtsfest.
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inkl. gesetzlicher MwSt.Die Traditionen
Seit dem die Hausgans Staude in die Familie eingezogen war, sie wurde vor dem Bräter gerettet, gehörte es zu der Tradition in der Familie, dass es zum Heiligen Abend nur noch Spaghetti und Soße gab. Damit hatten sich alle, bis auf Oma, für sie gehörte eine Gans noch immer in den Bräter, abgefunden. Mutter Christa besorgte auch immer mehrere Portionen, die sie an unterschiedlichen Plätzen lagerte, damit wirklich nichts passieren konnte. Doch in diesem Jahr hatte sie irgendwie Lust auf etwas Neues. Gerade als sich die Gedanken immer wieder darum kreisten, dass man doch mal etwas anderes machen könnte, bekam sie eine Postwurfsendung in die Hände. Sie überflog zunächst nur den Text und wollte die Werbung gerade zu den anderen legen, als sie innehielt und die Werbung noch einmal in die Hand nahm. Wieder und wieder studierte sie den Text.
„Du Arno“, sagte sie zu ihrem Mann, der gerade die Tageszeitung las, „Hier wird von einem Hotel gesprochen, welches nur drei Stunden von uns entfernt ist. Es liegt in diesem Mittelgebirge und dort soll es ein Tal geben, welches ein richtiges Schneeloch ist. In den letzten drei Jahren lag dort meterhoch Schnee. Und glaub es oder glaub es nicht, dort gibt es ein richtig schickes Hotel. Ich möchte dort unser nächstes Weihnachtsfest verbringen.“ Arno hob den Kopf und schaute seine Frau an. So richtig zugehört hatte er nicht. „Was bitte?“, fragte er. Christa wiederholte ihre Worte und Arno griff nebenbei ungläubig zu seinem Mobiltelefon. Er checkte die Angaben seiner Frau und tatsächlich wurden die Angaben seiner Frau von drei unabhängigen und vertrauensvollen Quellen bestätigt. Auch der Wetterbericht des deutschen Wetteramtes bestätige die Angaben. „Na das ist ja tatsächlich mal was Interessantes.“, erwiderte er. „Außerdem steht hier auch auf der Internetseite, dass man Haustiere mitbringen kann und für diese gesorgt wird. Wenn die auch unsere Hausgans aufnehmen, dann sollten wir das mal machen!“. Auch Arno war von der Idee ganz begeistert. „Ich befürchte nur, das Weihnachtsmenü wird keine Spaghetti hergeben.“, gab er zu bedenken. Beide schauten sich nun die Bilder auf der Internetseite des Hotels an. Das Buffet bog sich unter der Pracht einer riesengroßen Auswahl von Leckereien. Es gab Spanferkel, Rehbraten, Wildschweingulasch, gebratene Fasane, geräucherten Lachs und Forelle, Rotkohl, Rosenkohl, Klöße, Salzkartoffeln, Kartoffelgratin, vierzehn verschiedene Salate, eine riesengroße Käseplatte und noch vieles vieles mehr. Beide mussten lachen. „So schlimm ist das auch nicht.“, meinte Christa. „Da hast Du recht“, stimmte Arno ein, „ Aber um den Gänsebraten werde ich einen großen Bogen machen.“. So war es beschlossen. Christa bat Arno die Buchung für die Familie vorzunehmen. Er griff sogleich zu Hörer und rief in dem Hotel an. Es dauerte zwar einige Zeit die junge Dame an der Rezeption davon zu überzeugen, dass sie mit zwei Haustieren und zwar einem Hund und einer Gans anreisen würde. Am Ende war dieses jedoch auch kein Problem. Zufrieden legte Arno den Hörer auf.
Weihnachten im Hotel
Arno hatte der jungen Dame als Bestätigungsadresse das Emailkonto von Christa gegeben. Das machte er gerne, da er sich um solche Sachen dann nicht mehr kümmern wollte. Dieses Mal jedoch hätte er das nicht machen sollen. Am nächsten Tag hatte Christa die Bestätigungsemail ausgedruckt und nachdem sie diese zwei Mal gelesen hatte, legte sie sie Arno vor. Aus der Email ergab sich, dass er für die beiden in der Zeit vom 17.12. bis zum 02.01. ein prächtiges Doppelzimmer gebucht hatte. Es ergab sich auch, dass er für die Zeit vom 24.12 bis zu, 27.12. jeweils vier Doppelzimmer für die Kinder gebucht hatte. Auch die beiden Haustiere waren aufgeführt. „Hast Du nicht etwas vergessen?“, fragte Christa mit einem scharfen Unterton. Arno war sich keiner Schuld bewusst. Es reichte doch wohl, dass die beiden die Rechnung für ihre Kinder zahlen mussten, da würden drei Nächte ja wohl reichen. Zumal, Tochter Sabine und ihr Nichtsnutz von Ehemann Chris würden eh bis zum 23.12. den riesigen Weihnachtsmarkt betreuen, den Christa und er auf ihrem Grundstück aufgebaut hatten. Sohn Malte, ein Langzeitstudent wie er im Buche stand, der großzügig von Oma unterstützt wurde, würde sich wie in den anderen Jahren auch, um den Glühweinstand kümmern und wäre nicht eher abkömmlich. Der weitere Sohn Alex studierte weit weg und war ein sehr gewissenhafter Student. Eigentlich lernte er die ganze Zeit. Auch er würde nicht eher anreisen. Und bei Tochter Anna, die ziemlich gut aussah und als Stewardess arbeitete, wusste man sowieso nicht, ob und wenn ja mit wem, sie zum Weihnachtsfest anreisen würde. „Nein, wieso“, sagte er, „ das passt doch alles so.“ Christa schaute ihn jedoch sehr vorwurfsvoll an. Arno überlegte. Plötzlich fiel es ihm auf. „Ach so, deine Eltern“, stammelte er, „die habe ich doch tatsächlich vergessen.“ Christa glaubte ihm kein Wort. Sie wusste, dass er zwar mit ihrem Vater wunderbar zurecht kam, mit seiner Schwiegermutter gab es jedoch, so sagte er es gerne, Differenzen. Christa schaute ihn an und hielt ihm wortlos das Telefon hin. Nach fünf Minuten war ein weiteres Doppelzimmer für Oma und Opa gebucht.
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Verkündung an Ostern
Zum Osterfest passierte etwas sehr seltenes. Es hatte noch einmal tüchtig geschneit und Christa war darüber so verzückt, dass sie alle Kinder und Oma und Opa spontan einlud. Es konnten auch alle einrichten und so kam es, dass die Familie Staude sich am Ostersonntag geschlossen bei Christa und Arno einfanden. Während sich alle über den Osterbrunch hermachten, verkündete Christa ihren Kindern und ihren Eltern, dass sie sich entschieden hätten, das Weihnachtsfest in dem Hotel im Mittelgebirge zu verbringen. Die Kinder waren überrascht. Sie hatten alle gedacht, dass ihre Eltern und vor allem ihre Mutter sich in diesem Jahr keine Besonderheiten ausgedacht hätten, sondern einfach ein ganz normales Weihnachtsfest feiern wollten. Auch waren sie ein wenig enttäuscht, denn noch wussten sie nicht, dass sie mit dabei sein sollten. Arno genoss es zu sehen, wie die Kinder sich überlegten, was sie denn nun machen sollten. Doch Christa konnte dann nicht länger an sich halten. „Natürlich seid ihr alle, auch ihr, meine lieben Eltern“, dabei warf sie Arno einen giftigen Blick zu, „eingeladen dabei zu sein. Wir haben für euch alle Zimmer gebucht!“ Nun war die Freude bei allen groß. So verlebten sie ein fröhliches Osterfest und glaubten, dass sie auch ein ebenso geruhsames Weihnachtsfest verleben würden. Christa war davon ebenso überzeugt, dass sie in diesem Jahr darauf verzichtete, die ansonsten üblichen Spaghetti und Fertigsoßen zu kaufen.
Das Jahr nimmt seinen Lauf
Bis zur Adventszeit verlief das Jahr ansonsten ruhig. Christa rief zwar ab dem 18.10. täglich in dem Hotel an und fragte, ob es schon Schnee geben würde. Sie verließ sich jedoch darauf, dass alles klappen würde und so gab es auch die ansonsten üblichen Vorbereitungen nicht. In den früheren Jahren musste Arno bereits im Sommer einen Weihnachtsbaum aussuchen und dieser wurde dann im Garten der Staudes eingepflanzt, damit er gehegt und gepflegt werden konnte, um am Heiligen Abend in seiner vollen Pracht in der Stube zu funkeln und zu glänzen. Auch die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt nahmen ihren Lauf. Sabine und Chris kümmerten sich, mit tatkräftiger Unterstützung durch Oma um alle wichtigen Dinge. Malte brachte sich dieses Jahr sogar richtig mit ein. Er hatte die Idee, dass man auf dem Weihnachtsmarkt auch Weihnachtsbäume verkaufen konnte. Die Idee wurde begeistert aufgenommen. Immerhin war der Weihnachtsmarkt der Staudes mittlerweile richtig berühmt. Das lag vor allem an der prächtigen Weihnachtsdekoration, die Arno über die Jahre zusammengetragen hatte. Das Haus und der große Garten, in dem die Buden aufgebaut waren, funkelten und glitzerten im Schein der abertausenden Blinklichter der Lichterketten, des nachgestellten Schlitten des Weihnachtsmannes und der Rentiere, der Sterne, Kometen und sonstigen Figuren. Auch für Kunstschnee war gesorgt. Hierzu hatte Arno extra ein leeres Nachbargrundstück gekauft und dort einen Teich anlegen lassen. Sobald die Temperaturen zumindest in der Nacht gegen den Gefrierpunkt wanderten, sorgten drei Schneekanonen dafür, dass der Weihnachtsmarkt mit einem Schneebezug überpudert wurde. Nur der Verkauf der Weihnachtsbäume wäre fast gescheitert. Malte hatte Kontakt mit einem freundlichen Händler aus dem Riesengebirge aufgenommen. Diese hatte vollmundig beste Ware versprochen. Er hatte Malte auch Fotos von der angeblichen Plantage geschickt. Kurzerhand orderte er 200 Bäume. Als am Tag vor der Eröffnung des Weihnachtsmarktes der Sattelzug vor dem Haus der Staudes hielt, staunten Arno und Malte, die die Lieferung in Empfang nehmen wollten, nicht schlecht, als eine Palme ausgeladen wurde. Irritiert schauten sie auf den Lieferschein und lasen dort, dass insgesamt 200 Weihnachtsbäume nach Dschungel-Art geliefert werden sollten. Nach einigem Hin- und Her gelang es beiden, den Fahrer davon zu überzeugen, dass es sich um die falsche Lieferung handeln würde. Da Malte alle Kosten jedoch bereits vorher bezahlt hatte, war dem Fahrer am Ende auch egal, dass er mit den Palmen zurückfahren musste. Später stellte sich heraus, dass Malte einem Betrüger aufgesessen war. Der Verkäufer hatte eine größere Lieferung Palmen, die für ein schwedisches Möbelhaus, mit angeschlossenen Verkaufsräumen für jeglichen Schnickschnack, bestimmt war, abgefangen und an Malte verkauft. Den Verkauf der Weihnachtsbäume auf dem Weihnachtsmarkt rettete nur ein Händler aus dem Sauerland. Dieser schaffte es tatsächlich noch 200 wunderbar gewachsene Weihnachtsbäume zu liefern und mit dem Verkauf der Bäume, konnte zumindest der Verlust durch die Palmen ausgeglichen werden. Denn die Bäume waren so schön, dass der letzte schon am 20. Dezember verkauft werden konnte.
Die Reise in das Schneeloch
Chista erfuhr erstmals am 2. Advent, dass es rund um das Hotel geschneit hatte. Die Temperaturen waren regelmäßig unter dem Gefrierpunkt, so dass sie auf ihre ersehnten weißen Weihnachten hoffen konnte. Und so fuhren Christa und Arno eine Woche vor dem Heiligen Abend zu dem Hotel und ließen sich dort bereits vortrefflich verwöhnen. Sie genossen eine Kutschfahrt durch die verschneite Landschaft, ließen sich im Spa-Bereich verwöhnen und achteten am Buffet nicht auf jede einzelne Kalorie. Am Abend saßen sie an der Hotelbar, die auch ein Treffpunkt für die wenigen Einheimischen war. Unter diesen waren auch Hermann und sein Sohn Jonas. Hermann war der Eigentümer des einzigen Pistenbulli in dem Tal. Jonas fuhr diesen und trug dafür Sorge, dass die einzige Straße stets geräumt war und die Hütten mit den notwendigen Lebensmitteln und Getränken versorgt wurde. Auch war er dafür verantwortlich, dass die Gäste zu dem Startpunkt einer mehreren kilometerlangen Rodelpiste gebracht wurden. Mit Hermann und auch mit Jonas verstand sich Arno prächtig. Hinzu kam, dass Oma und Opa, gleichwohl auf eigene Kosten, bereits eher angereist waren. So kam es, dass Arno mit Opa, den er sehr mochte, und mit Hermann und Jonas einige feuchtfröhliche Abende an der Hotelbar verbrachten.
Am frühen Morgen, um kurz nach sieben, des Heiligen Abend reisten dann auch Malte, Alex, Sabine und Chris an. Sie beluden den klapprigen Ford Kombi von Chris mit ihrem Gepäck und fuhren los. Der Weihnachtsmarkt war fantastisch gelaufen. Alex hatte es mit dem Zug am Abend des 23. Dezember geschafft nach Hause zu kommen und er leistete Malte und Chris zumindest Gesellschaft dabei, als diese die letzten Liter des Glühweins, der übrig geblieben war, vernichteten. Auch Anna war rechtzeitig nach Haus gekommen. Sie hatte zwar im November eine flüchtige Bekanntschaft begonnen und war eigentlich auch ziemlich verliebt. Als sie ihrem Geliebten jedoch zu verstehen gab, dass sie nun eigentlich erwarten würde, dass er für die beiden eine Romantiksuite in einem Hotel in der Schweiz über die Weihnachtstage buchen dürfte, musste dieser kleinlaut zugeben, dass es da zu Schwierigkeiten mit einer Frau kommen könnte. Anna war enttäuscht. Wenn der Kerl sich nicht für sie entscheiden könnte, dann durfte er ihr auch gestohlen bleiben. So also jettete sie nach Hause und verbrachte den Abend vor dem Heiligen Abend mit ihrer Schwester, um genüsslich über die Männer herzuziehen. Nun freuten sich alle auf das Weihnachtsfest in dem grandiosen Hotel mit all seinen Annehmlichkeiten.
Ein Sturm zieht auf
Die Fahrt verlief zunächst vollkommen problemlos. Die Straßen waren relativ leer und die Reisegesellschaft kam zunächst zügig voran. Sabine hatte das Steuer übernommen, da sie weder Chris noch Malte für fahrtüchtig hielt. Anna schaute derweil in ihr Mobiltelefon und dort auf einen Wetterradar. „Ui.“, sagte sie, „da wo wir hinfahren, scheint es in den nächsten Stunden tüchtig zu schneien. Wenn ich das richtig sehe, kommen wir kurz vor dem Tal in einen mächtigen Schneesturm. Vielleicht solltest du etwas auf das Pedal drücken.“ Doch Sabine war eine sehr umsichtige Fahrerin. Sie hielt sich stets korrekt an die Geschwindigkeitsvorgabe. Zudem war der Ford mit ziemlich abgefahrenen Sommerreifen ausgestattet. Da es hin und wieder auch jetzt schon zu ersten Schneeflocken kam, die vom Himmel fielen, bleib sie bei ihrer angepassten Fahrweise Anna machte sich darüber keine weiteren Gedanken und Malte und Chris gaben sich hingebungsvoll mehreren Dosen Bier hin, die sie an einer Tankstelle gekauft hatten. Frühstück müsste sein, sagten sie dazu. So kam es, wie es kommen musste.
Um in das Tal zu gelangen, in dem das Hotel lag, musste man durch eine enge Schlucht fahren. Der Weg durch diese hindurch, ging auf und ab und zum Teil war die Straße nur einspurig. Mittlerweile hatte so starker Schneefall eingesetzt, dass Sabine nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren konnte. Andere Fahrzeuge waren mittlerweile überhaupt nicht mehr unterwegs. Es war jetzt zehn Uhr vormittags. Sabine wollte gerade eine Kehre hochfahren, ob es eigentlich eher ein Hochrutschen war, als das Auto ausbrach und in einen Graben schlitterte. Nichts ging mehr. Sie steckten fest. So sehr Malte und Chris sich auch anstrengten, den Wagen wieder auf die Straße zu schieben. Der Schnee, der Restalkohol vom Glühwein und die frischen drei Dosen Bier verhinderten, dass die beiden es schafften, das Auto wieder flott zu machen. Anna schaute auf das Navi. Noch 3,2 Kilometer bis zum Ziel.
Die Rettung?
Anna griff zum Telefon und rief ihre Eltern an. Noch ziemlich unbekümmert berichtete sie davon, dass sie in der Schlucht festsitzen würden und Hilfe bräuchten. Arno ging sofort zu Hermann und fragte ihn, ob Jonas wohl behilflich sein könnte. Selbstverständlich war Jonas bereit, der Familie Staude zu helfen. Mutter Christa und auch Oma hingegen waren doch etwas ängstlich. Auch in dem Tal hatte es noch mächtig geschneit und nur mit dem Pistenbulli war ein Vorankommen überhaupt möglich. „In Ordnung.“, sagte Christa, „dann kommen wir aber auch mit und Staude und Stromer nehmen wir auch mit. Wer weiß was noch passiert.“ So stiegen Christa und Oma zu Jonas in das Führerhaus und Arno, Opa, Staude und Stromer machten es sich auf der Ladefläche bequem. Immerhin war diese überdacht und eine Heizung gab es auch. Der Schneefall wurde immer heftiger und auch Jonas hatte mit dem Pistenbulli Schwierigkeiten die Serpentinenstraße zu befahren. Kurz vor der Unfallstelle machte die Straße einen Bogen durch die Schlucht. An den Wänden ging es viele Meter hoch. Gerade als sie die Stelle durchquert hatten, hörten und sahen Arno und Opa, wie hinter ihnen eine gewaltige Schneelawine die Wände der Schlucht hinunterkam und die Straße mit Schneemassen versperrte. Ungläubig schauten sie sich an. Doch nun war es zunächst an der Zeit zu den Kindern zu kommen. Nach wenigen Metern hatte sie sie erreicht. „Was machen wir denn nun?“, fragte Arno ziemlich hilflos und schaute Jonas dabei an. „Tja.“, entgegnete dieser, „durch die Massen komme ich auch nicht hindurch. Dann müssen wir wohl einen Weg durch den Wald fahren. Aber das dauert mindestens zehn Stunden und ich befürchte, der Schnee wird uns auch dort ziemliche Schwierigkeiten machen.“ Mittlerweile war es zwölf Uhr mittags. „Morgen können wir dann auch Hilfe aus dem Nachbarort bekommen und die Schlucht freiräumen. Vielleicht sollten wir schauen, ob wir in dem Ort vor der Schlucht Unterschlupf bekommen. Es gibt dort eine kleine Schulsporthalle. Dort könnten wir uns ja einquartieren.“ Christa schaute ihn fassungslos an. Eine Schulsporthalle. Und dort sollten sie den Heiligen Abend verbringen?! Vollkommen ausgeschlossen.
Die Rettung
Nun waren alle ziemlich ratlos. Auch dieses Weihnachtsfest verlief mal wieder nicht wie geplant. Es war Oma, die dann eine zündende Idee hatte. Sie griff sich Anna, die bislang noch im Auto saß und von Jonas noch gar nicht wahrgenommen worden war. „Lieber Jonas.“, säuselte Oma, „Wenn ich Dir jetzt 2.000,00 EUR gebe, könntest du dir dann vorstellen, dass du uns nach Hause fährst? Schau mal. Die Straßen sind zwar alle komplett verschneit, aber mit deinem tollen Gefährt, kommst du da doch durch. Ich denke mal, dass wir dann heute Abend zu Hause sind und morgen können wir uns dann doch auf den Weg hierher machen und schauen, ob es wieder ein Durchkommen gibt.“ „Ähm, tja, also“, stammelte Jonas, der noch nie so weit aus seinem Tal weggekommen war, „ich weiß nicht so recht.“ Nun kam Anna zu ihrem Einsatz. Mit großer Geste warf sie ihre mit Fellkragen besetzte Mütze zur Seite und ihre ganze Schönheit kam zum Vorschein. „Also vielleicht habe ich ja auch noch eine Belohnung für dich.“, säuselte sie. Und tatsächlich war das nicht gespielt. Sie hatte sofort Gefallen an Jonas gefunden.
Annas Argument überzeugte Jonas. Er rief bei seinem Vater an und schilderte die Situation. Dieser lachte und wünschte allen eine gute Fahrt. Er bestand jedoch darauf, dass Jonas am nächsten Tag um zwölf Uhr zurück sei, damit die Straße geräumt werden konnte. Auch würde er sich sehr freuen, am nächsten Tag die ganze Familie Staude kennen zu lernen.
So kam es dazu, dass sich ein Pistenbulli auf den Weg machte, den Heiligen Abend noch irgendwie zu retten. Jonas kam auf dem vollkommen verschneiten Weg zu den Staudes gut voran. Der Schneefall war so stark, dass ansonsten überhaupt niemand mehr auf der Straße war. Gegen 19 Uhr bog Jonas auf das Grundstück der Staudes ab. Die Weihnachtsdekoration war an und die Lichter bemühten sich durch die dicke Schneeschicht durchzuscheinen. “Na toll.“, sagte Christa, „da gibt es endlich mal richtig Schnee bei uns und dann haben wir nicht einmal alles zusammen, um zumindest unser Festmahl zu genießen.“ Da fing Arno an zu schmunzeln. „Na ja, das stimmt so nicht ganz. Da bei uns ja wirklich nie etwas so läuft, wie wir uns das vorstellen, habe ich vorgesorgt.“ Mit diesen Worten griff er zu seinem Rucksack, den er während der ganzen Fahrt fest umklammert hatte. Aus diesem holte er mehrere Packungen Spaghetti und Soße. „Ich hatte mir gedachte, dass es nicht schaden kann, wenn ich vorsorge.“, sagte er lachend. Schnell war der Tisch gedeckt und das Essen vorbereitet. Malte holte aus dem Verschlag hinter der Garage noch die Palme und stellte sie im Wohnzimmer auf. Mit großer Freude wurde diese von der gesamten Familie geschmückt. „Das ist doch wirklich verrückt.“, prustete Arno los, „wenn wir jetzt noch einen echten Weihnachtsbaum hätten, wäre es perfekt!“ Und alle stimmten lachend mit ein.