Weihnachtsgeschichte 2009: Auf den Hund gekommen
Die humorvollen Geschehnisse der liebenswerten Familie Staude rund um das Weihnachtsfest können Sie auch in diesem Jahr wieder miterleben. Dieses Mal kommt die Familie im wahrsten Sinne des Wortes auf den Hund. Aber lesen Sie selbst…
Inhalt
Ein normaler Start in das Jahr
Nach dem die Feierlichkeiten des Weihnachtsfestes abgeklungen waren, war der Alltag in das Leben der Staudes zurückgekehrt.
Der Weihnachtsbaum wurde Ende Januar aus dem Wohnzimmer gebracht. Mutter Christa Staude hätte den Baum zwar gerne noch länger behalten, aber die anderen Familienmitglieder waren der Meinung, dass es nun genug sei.
Sie wussten genau, dass Christa am liebsten das ganze Jahr über Weihnachten hätte, aber den riesigen Baum wollten die anderen dann doch nicht das ganze Jahr über sehen. Außerdem nadelte er schon erheblich. Und jedes Mal wenn die Hausgans Staude, sie lebte schon seit einigen Jahren in der Familie, an der Tanne vorbei in Richtung Terrassentür watschelte, schlug sie kurz mit ihren Flügeln auf und es nadelte noch mehr. Staude lebte in der Familie,weil es damals keiner über das Herz gebracht hatte, aus diesem lieben Tier eine duftende Weihnachtsgans zu machen.
Außerdem gehörte es seitdem zu der Weihnachtstradition bei der Familie Staude, dass es keine Gans, sondern einfach nur leckere Spaghetti mit Soßen bei ihnen gab.
Weihnachten mit Hund – Tierische Weihnachtsgeschichten mit Humor
Den Flügelschlag hatte Staude Malte beigebracht. Malte war einer von vier Geschwistern. Er war 22 und studierte. Zumindest gab er das vor. Seine Eltern hatten es aufgegeben, ihn zu fragen, ob er schon Fortschritte gemacht hatte.
Sie wussten nur, wenn die Studenten protestierten, dann war er dabei. Klausurergebnisse konnte er nicht vorgeben.
Seine Großeltern, die ihn finanziell unterstützten, gab er vor, auf einer Walldorf – Uni zu sein. Sie glaubten das.
Ende Januar also war es soweit. „Schatz“, sagte Vater Armin zu Christa, „du musst jetzt stark sein. Die Tanne fliegt raus. Es reicht wirklich. Das Ding hat gar keine Nadeln mehr. Irgendwann muß einmal Schluss sein.“
Der Baum muss weichen
Wie eine Robin Wood Aktivistin stellte sich Christa vor den Baum. Sie wollte nicht weichen. Immer noch erfreute sie sich an dem Anblick.
Doch es half nichts. Die Familie hatte es gut geplant. Arno und Malte waren in dicke Klamotten gekleidet. Auch Arbeitshandschuhe hatten sie an. Sie wussten aus der Vergangenheit, dass ein trockener Baum ganz ordentlich pieksen konnte.
Die Schwestern Sabine, 26 Jahre alt, blond, stets gebräunt und immer noch nichts erreicht, und Anna, 19 Jahre alt, Abiturientin, ziemlich hübsch und das auch ziemlich ausnutzend, lenkten Christa ab. Sie setzen sich mit einigen Flaschen Prosecco in die Küche und nach dem dritten Glas sprachen sie über Männer und lachten und feixten. Arno und Malte schleppten den großen Baum aus der Stube und zersägten ihn dort. Alex, der jüngste der vier Kinder, ziemlich intelligent und ziemlich lebensfremd, schaute aus dem Fenster und ließ die anderen arbeiten.
Immerhin hatte er vorher den Baum abgeschmückt. Da Christa diesen immer sehr aufwändig schmückte brauchte er dazu zwei Stunden. Nach dem der Baum zersägt war, wurde er in einem alten Ölfass verfeuert. Diesen Anblick brauchte Arno irgendwie.
Ostern
Das Osterfest, gleichwohl eigentlich das wichtigste Fest in der Christenheit, spielte bei den Staudes eine untergeordnete Rolle. Seit einigen Jahren war es zur Gewohnheit von Arno und Christa geworden, über Ostern auf die Kanaren zu fliegen.
Dieses Jahr wurde die Reise allerdings aus Arnos Sicht dadurch erheblich eingeschränkt, dass Tochter Sabine und ihr Freund Chris mit dabei waren. Chris hatte der Familie in den letzten Jahren immer wieder aus der Patsche geholfen. Daher fand es Christa nur gerecht, die beiden einzuladen. Was sie damit anrichten würde, könnte sie nicht ahnen. Dennoch war Arno nicht begeistert, die beiden mitzunehmen.
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„Wir beide machen Urlaub, schön. Aber warum müssen die beiden mitkommen?!“, stöhnte er, als er davon hörte, dass Christa für die beiden mitgebucht hatte. „Ich ertrage schon ständig, dass deine Mutter an Weihnachten zu uns kommt. Und ich kenne deinen ausgeprägten Familiensinn – aber die beiden, bitte nicht.“
Sein Flehen wurde nicht erhört. „Stell dich nicht so an. Das kann doch ganz lustig mit den beiden werden. Außerdem haben sie gerade ein schwierige Zeit. Da kann ein wenig Zerstreuung nicht schaden.“, damit hatte sie sich durchgesetzt.
Arno möchte diesen Chris einfach nicht. Er fuhr ein tiefergelegtes Auto, und war Automatenaufsteller. Außerdem trug er einen Schnurrbart. Das hielt Arno für einen jungen Mann nicht für angebracht. Dennoch, im Flugzeug nach Cran Canaria saß er auch noch Chris und musste dessen Ausführungen über das richtige Aufstellen von Automaten ertragen.
Vier fahren – zwei kommen wieder
Der Urlaub verlief nicht nach Arnos Vorstellungen. Seine Frau verbrachte die meiste Zeit damit, mit Sabine shoppen zu gehen. Das seine Frau nicht da war, das störte ihn nicht so, aber die Tatsache, dass Chris sich dann neben ihn an die Poolbar setzte, dass störte ihn schon gewaltig.
Drei Wochen hatten sie gebucht. Die Zeit war für Arno quälend langsam vorangegangen. Er freute sich auf zu Hause. Dann, drei Tage vor dem Abflug, beim Abendessen, überraschten Chris und Sabine ihre Eltern. „Wir haben uns entschlossen, hier zu bleiben. Wir wollen auswandern. Chris wird eine Spielhalle übernehmen und ich will ein Bräunungsstudio aufmachen. Könnt ihr uns 100.000,00 EUR leihen?“,
„Wir bleiben hier“, in Arno jubilierte es. „Ich will ein Bräunungsstudio aufmachen“, in Arno gab es ein großen Fragezeichen – Bräunungsstudio auf Cran Canaria – seltsam. „ Könnt ihr 100.000,00 EUR leihen?“, Arno drehte sich der Magen um.
Christa konnte auch nichts sagen. Sie sah nur, wie sie ihre Tochter verlieren würde, das wollte sie nicht. „Du, also ihr, könnt doch nicht hier bleiben. Wie stellt ihr euch das denn vor. Das geht doch gar nicht.“, sagte sie. Eine lebhafte Diskussion folgte. Arno hatte immer mehr das Gefühl, dass diese Idee in keiner Weise durchdacht war. Und richtig:“ Wir haben uns im Fernsehen immer die Auswandererserien abgeschaut. Wir wissen was wir machen.“, teilten Sabine und Chris übereinstimmend mit. Allerdings, die Eltern lehnten es ab, den beiden Geld zu leihen. Dafür hielten sie die Idee zu abwegig. Doch da sollte sich ein Weg finden. In jedem Fall flogen die beiden nicht mit nach Hause. Die Ersparnisse sollten für die ersten drei Wochen reichen.
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Oma richtet es
Wieder zu Hause angekommen wunderten sich die anderen nur kurz, dass die beiden nicht mit kamen. „Dann kann ich also endlich das Zimmer von ihr haben!“, jubilierte Anna. Sie malte sich schon aus, wie sie die beiden Zimmer verbinden würde und dann endlich genug Platz haben würde. Bei den jungen Männern war sie sehr begehrt und sie hatte immer Angst, dass sie mal einen verstecken müsste. In zwei Zimmern war dafür genügend Platz.
Alex rechnete in sekundenschnelle aus, welche Chancen die beiden mit ihren Geschäftsideen haben würde. Er kam zu einem vernichtenden Ergebnis.
Malte setzte sich sofort an den Computer und bestellte im Internet Flugtickets nach Cran Canaria. Die Möglichkeit, dort umsonst leben zu können und sich um die Strandschönheiten zu kümmern, erweckte ihn mit einer seltenen Regsamkeit, wie Arno erstaunt feststellte.
Christa machte sich Sorgen, wie die beiden es finanziell wohl schaffen würden. Da klingelte das Telefon. Arno, der gerade neben dem Apparat stand, nahm den Hörer ab. Ohne ein Wort zu sagen, gab er den Hörer weiter. „Ist deine Mutter.“
„Ja hallo Mutti, schön, dass Du anrufst…“,
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Nachdem Christa den Hörer aufgelegt hatte, sagte sie zu Arno: „Stell Dir mal vor, Mutti leiht den beiden tatsächlich Geld. Sie ist ganz begeistert von der Idee der beiden. Ich glaube sie wird lang ein wenig wunderlich. Vater hat versucht sie abzuhalten. Aber er konnte sich nicht aufhalten.“ „Na toll, wenn deine Mutter schon so viel Geld hat, dann hätte sie uns auch was geben können, anstatt es einfach so aus dem Fenster zu werfen. Der neue Mercedes ist echt schick.“, bemerkte Arno „Ich könnte auch ein bisschen was gebrauchen. Die Klamotten werden echt immer teurer.“, nörgelte Anna. „Ich brauch auch einen neuen Computer“, schaltete sich auch Alex ein. Nur Malte hielt sich zurück. Er wusste, dass er es allein Omas Großzügigkeit verdankte, sein Leben so zu führen, wie er es im Moment tat.
Weihnachten naht
Es war mittlerweile Anfang Dezember. Christa hatte alle Erledigungen hinter sich gebracht. Das Weihnachtsessen war mehrfach eingekauft und an verschiedenen Orten deponiert. In der Vergangenheit war so viel schief gegangen, dass sie sich auf alle Eventualitäten eingerichtet hatte. Auch der Baum war besorgt. Er stand, gut geschützt, in einem Verschlag im Garten und wurde regelmäßig gewässert und umsorgt. Christa wählte den Baum stets im Frühjahr eines Jahres in einer Schonung aus. Arno und Malte mussten diesen dann ausgraben und im heimischen Garten wieder anpflanzen. So konnte Christa sicher sein, dass der Baum in seiner ganzen Schönheit in der Stube stehen konnte.
Auch um den Schnee musste sich dieses Jahr keiner kümmern. Es hatte bereits einmal ausgiebig geschneit. Und der Deutsche Wetterdienst, zu dem Christa seit diesem Jahr eine Art Standleitung hatte, beteuerte, dass es kalt bleiben würde und sogar noch weiter schneien würde. Das war für Christa ganz wichtig. Für sie gehörte Schnee einfach zu dem Weihnachtsfest.
Jeden Morgen musste Arno vor der Arbeit nach draußen und den Weihnachtsbaum vom Schnee befreien. Nach einigen Tagen hatte er diese Arbeit an Malte weitergegeben. Der wiederum gab diese Arbeit schnell weiter an seinen Bruder Alex. Diesem lag es nun gar nicht, morgens in die Kälte zu müssen, um sich um den Baum zu kümmern. Da zeigte er eine seltene Regsamkeit. Mit Hilfe von seinen Vater baute er eine von ihm konstruierte Auftauanlage. Diese arbeitet wie ein Art Fön. Der Baum stand bereits im schönsten Grün da. Eigentlich konnte nichts schief gehen.
Großfamilie?
Eigentlich war alles perfekt. Aber für Christa gehörte es natürlich auch dazu, dass die gesamte Familie zum Weihnachtsfest zu Hause war. Und bislang war nicht geklärt, ob Sabine und Chris zu Weihnachten nach Hause kommen würden. Seit einigen Wochen hatten sie schon nicht mehr telefoniert. Die Emails, die Alex von Chris empfing, zeigte Mutter Christa zwar, dass sie noch am Leben waren, aber das war es dann auch schon. Christa hatte kein gutes Gefühl. „Ich frage mich, was wohl mit den beiden ist. Ob die auch kommen? Wäre sehr schade, wenn nicht.“, sagte Christa zu ihrem Mann
Arno machte sich da keine großen Sorgen. „Die beiden haben so viel Kohle von Oma bekommen, nicht mal die beiden können das jetzt schon durchgebracht haben. Und vielleicht werden sie Weihnachten mal wieder in der Badehose verbringen.“ Er machte sich ganz andere Gedanken. „Was ist denn eigentlich mit Oma?“, fragte er vorsichtig. Die letzten Informationen die er hatte, waren, dass Oma nach Cran Canaria reisen wollte, um sich nach ihrer Investition zu erkundigen. Allerdings wusste er nicht, ob diese Reise über die Feiertage andauern sollte. Opa wollte zu den Staudes kommen. Darauf freute er sich. Mit Opa und Malte ging er gerne in die Stammkneipe und verbrachte dort gerne viel Zeit mit den beiden.
„Oma will über die Tage da bleiben. Das tut ihr zwar sehr weh, aber du weißt, dass sie es nicht erträgt, wenn unsere Gans hier rumläuft. Sie braucht einen Gänsebraten am Heiligen Abend. Da sie das hier nicht bekommt, hat sie sich bereits ein Festtagsmenu in einem Fünf Sterne Hotel gebucht. Ist das nicht schade?“ Arno wusste, dass es sich hierbei um eine rhetorische Frage handelte. Dennoch fiel es ihm sehr schwer, ein trauriges Gesicht aufzusetzen.
Wirklich keine Probleme
Es war der 23. Dezember. Christa hatte sich damit abgefunden, dass Sabine, Chris und ihre Mutter nicht mit ihnen das Weihnachtsfest feiern würden. Allerdings hatte sie es verhindert, dass auch Malte über die Feiertage nach Cran Canaria flog. Er wollte den Rest dort besuchen. Doch da hatte er die Rechung ohne seine Mutter gemacht. Sie hatte es ihm verboten. Dabei war sie so bestimmt gewesen, dass er sich nicht getraut hatte, zu widersprechen.
Also brachte er am morgen des 23. Dezember zusammen mit seinem Vater den Baum in die Wohnstube. Der Baum war perfekt. Strahlendes Grün. Stattlich gewachsen. Christa wusste genau, wo sie welchen Schmuck anhängen konnte. Der Anblick des Baumes ließ sie vergessen, dass dieses Jahr einige fehlen würden an der festlichen Tafel.
Da klingelte das Telefon.
Christa meldete sich und hörte dann nur zu. „Ok. Ich sage ihm Bescheid.“, damit legte sie auf.
„Arno“, rief sie, „das war Mutti. Hole sie bitte morgen Mittag am Flughafen ab. Sabine und Chris sind auch mit dabei.“ Christa freute sich so sehr darüber, dass doch alle da sein würden, dass sie dem erstaunten Arno nicht sofort erklärte, weshalb er am Heiligen Abend einen Teil seiner Familie vom Flughafen abholen sollte.
„Ich soll was? Ich soll wen?“, Arno war verwirrt.
„Ach so, ja. Oma hat gerade mitgeteilt, dass Sabine und Chris komplett pleite sind. Das Bräunungsstudio hat gar nicht funktioniert. Und Chris hatte auch kein Glück mit der Spielhalle. Oma hatte ihren Besuch nicht angekündigt. Im Hotel angekommen, hat sie Chris erkannt, als Weihnachtsmann verkleidet. Sabine hat gekellnert. Die Wohnung haben sie auch schon aufgegeben. Sie lebten in einem Zelt. Jetzt bringt Oma die beiden mit nach Hause.“ Malte prustete vor Lachen los. Anna, die gerade dazu kam, lachte zuerst auch, dann allerdings wurde sie nachdenklich. Sie hatte sich in dem Zimmer von Sabine schon eingerichtet. Aufgeben wollte sie das nicht. Arno verstand immer noch nichts. „Und warum kommen die dann alle hierher?“ Das Oma zu ihnen kommen wollte, das wollte er noch nicht glauben. Auch die Hausgans Staude, die in der Vergangenheit bereits mehrfach den Attentaten von Oma entkommen konnte, verstand die Worte offensichtlich. Denn Staude fing hektisch mit den Flügeln an zu schlagen und schaute bereits verängstigt auf die Eingangstür.
Der Heilige Abend
Arno hatte sich auf den Weg zum Flughafen gemacht. Vergnügt kamen ihm die drei entgegen. Oma hatte den beiden gesagt, dass sie sich keine Sorgen wegen des Geldes machen sollten. Sie hatte genug und es war ihr wichtig, dass die beiden ihren Traum versuchen konnten.
Also begrüßte Arno die drei. Doch dabei stellte er fest, dass es nicht drei waren. Sabine führte an einer Leine einen mittelgroßen Hund. Er war schwarz, hatte braune Augen und hatte ein freundliches Gesicht.
„Wer ist das denn?!“, freute sich Arno. Er mochte Hunde. Gerne hätte er sich in diesem Jahr einen besorgt. Doch Christa war dagegen gewesen.
„Das ist Stromer.“, antwortete Sabine. „Den haben wir aus einem Tierheim auf Cran Canaria.“, ergänzte Chris, „Stell Dir mal vor, der sollte eingeschläfert werden, weil es ein Straßenhund war. Den mussten wir einfach retten.“ Stromer sprang an Arno hoch und begrüßte diesen herzlich. Arno schloss ihn sofort in sein Herz.
Auf der Rückfahrt, es war zwischenzeitlich dunkel geworden und die drei konnten durch die Fenster der Häuser die geschmückten Weihnachtsbäume sehen und die hell leuchtenden Kerzen, erzählten Sabine und Chris, wie sie auf Cran Canaria mit ihren Ideen sprichwörtlich Baden gegangen waren. Anstatt sich nämlich um die ohnehin wenig erfolgversprechenden Geschäftsideen zu kümmern, verbrachten sie viel Zeit am Strand und abends in den Vergnügungsvierteln. Oma konnte darüber lachen. Sie hatte genug Geld und war glücklich darüber, dass ihre Enkelin sich ihren Traum verwirklichen konnte. Arno dachte anders darüber. Aber er verbiss sich jeden Kommentar. Insbesondere als die beiden ankündigten, dass sie Stromer auch als Weihnachtsgeschenk für ihn mitgebracht hatten, freute er sich nun richtig auf das anstehende Fest.
Eine Gans und ein Hund
Sie waren zu Hause angekommen. Die Familie begrüßte die zwei Rückwanderer und Oma draußen. Nur die Gans Staude hatte wohl gespürt, dass Oma und damit Ungemach kam. Er hielt es für besser, sich im Wohnzimmer hinter dem Weihnachtsbaum und hinter den Geschenken zu verstecken.
Der Baum war natürlich festlich wie immer geschmückt und auch die Kerzen, Christa hatte besonders lang brennende besorgt, brannten bereits. Sabine und Chris wurden mit Fragen überhäuft und Malte spielte bereits mit Stromer. Christa nahm es gar nicht richtig zur Kenntnis, dass die beiden einen Hund mitgebracht hatten. Sie war einfach nur froh, die gesamte Familie um sich zu haben. Nun lasst uns aber reingehen. „Die Bescherung wartet und das Essen ist auch gleich fertig.“, sagte sie. Also gingen alle hinein. Oma wurde allerdings vor der Tür von Opa und Arno durchsucht. Zu gut erinnerten sich die beiden, wie sie an den letzten Weihnachten immer wieder versucht hatte, Staude zu fangen und zu einer Weihnachtsgans zu verarbeiten. Und tatsächlich. Arno entdeckte unter ihrem Mantel ein 23 cm langes Küchenmesser. Opa fand in dem Handgepäck mehrere Portionen bereits zubereitete Gänsekeulen. Beides hatte sich in einem unbeobachteten Moment am Flughafen besorgt. Opa und Arno nahmen ihr kopfschüttelnd die Sachen ab.
Dann ging es in die Wohnstube. Die Kinder hatten bereits die Schüsseln mit den Spaghetti und den Soßen auf den Tisch gestellt. Christa hatte beschlossen, noch vor der Bescherung zu essen. Es dampfte also aus den Schüsseln und alle freuten sich auf das Essen.
Doch dann geschah es. Staude hatte sich weiter hinter dem Weihnachtsbaum versteckt. Er hatte beschlossen, erst wieder herauszukommen, wenn Oma zu Bett gegangen war. Nun kam Stromer in das Wohnzimmer. Staude erkannte den Hund und schnatterte laut los. Es war sein Revier. Stromer schaute verdutzt und legte den Kopf auf die Seite. Eine Gans hatte er noch nie gesehen. Oma erkannte die Situation. Ein willfähriger Gehilfe war gefunden. „Fass, fass die Gans!“, rief sie aus. Stromer lief auf Staude zu. Dieser blieb in seiner Deckung. „Nein! Nicht! Halt!“, riefen alle durcheinander. Nur Oma nicht, die feuerte den Hund weiter an.
Hund und Gans standen sich nun gegenüber. Stille bei der Familie Staude. Atemlosigkeit. Alle waren gespannt, was passieren würde. Die beiden schnupperte aneinander. Dann begann Stromer freundlich zu wedeln. Staude wedelte ebenfalls mit seinem Bürzel, zumindest sah es so aus. Dann schnatterte er vergnügt los und auch Stromer fiepste fröhlich. Die beiden mochten sich. Alle, bis auf Oma, waren froh und lachten. Ein Hund und eine Gans unter dem Baum. Ein wirklich lustiger Anblick.
Doch dann geschah es. Die beiden begannen umher zu tollen. Erst langsam, dann immer intensiver. Nach kurzer Zeit begann Stromer um den Baum zu tollen. Staude folgte ihm. Arno spüre was gleich geschehen sollte. Und tatsächlich. Bei der dritten Baumumrundung sprangen die beiden so ungestüm umeinander her, dass es passierte. Der von Arno sorgsam in den Ständer gesetzte Baum fiel, wie in Zeitlupe, auf den Esstisch. Die saftig grünen Nadeln bedecken die Stühle, die Teller und die Gläser. Einige Kerzen entließen das heiße Wachs in die offenen Schüsseln mit den Nudeln und den Soßen. Das Lametta legte sich wie eine silberne Schicht über alles.
Staude und Stromer verharrten wie angewurzelt. Christa blieb der Mund offen stehen. Anna brachte ein Quietschen hervor. Alex war wie versteinert. Sabine und Chris nahmen wortlos die Hand des anderen. Der Zustand von Oma war nicht zu beschreiben. Malta, Opa und Arno schauten sich verdutzt an und lachten dann los. Erst leise, dann immer lauter. Am Ende prusteten sie. Nach und nach stimmten alle, bis auf Oma und Christa in das Lachen ein. „Dann also doch erst die Bescherung.“, brachte Arno unter Mühe heraus.
Alles wie immer
Während sich Sabine und Chris darum kümmerten, eine der Notfallreserven von Nudel und Soßen in der Küche zuzubereiten, gingen die anderen an die Bescherung. Auch die Laune von Christa besserte sich. „Irgendwie“, dachte sie, „gehört das Chaos bei uns wohl dazu.“
Dann kamen Staude und Stromer, jeweils mit einer Glocke in Schnabel und Schnauze aus der Küche und riefen die Familie so zum Essen. Alle folgten. Nur Oma nicht. Sie saß im Sessel und wollte sich nicht mehr bewegen. Der Rest aber nahm an dem Küchentisch platz und alle ließen sich das Essen schmecken. Malte schnitt noch einen Ast von dem Baum ab und steckte ihn, versehen mit einer Kerze in ein Vase. Den ganzen Abende verbrachten sie in der Küche. Aßen, tranken, lachten und erzählten sich Geschichten. „Wieder einmal ein richtig schönes Fest“, sagte Arno. Und alle stimmten ihm zu.
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