Adventskalendergeschichte 2007: Eine Kreuzfahrt in die Karibik
Hier wird jeden Tag für Sie ein neues Türchen der Adventskalendergeschichte geöffnet.
Ab dem 06.12. lesen Sie jeden Tag ein neues Kapitel!
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Inhalt
Eine Kreuzfahrt in die Karibik
Eine Adventsgeschichte, die zeigt, wie sich wahre Freundschaft erst entwickeln muss. Wird es ein friedliches Weihnachtsfest auch in der Karibik geben?
An jedem Tag öffnet sich ein neuer Teil dieser Adventsgeschichte, aber lesen Sie selbst…
Adventskalendergeschichte 2007
VI
Die Sonne schien vom Himmel. Das Meer war türkisblau und vollkommen ruhig. Über das prachtvolle Kreuzfahrtschiff wehte die salzige Seeluft den Passagieren entgegen. Vierhundert, zumeist deutsche Urlauber, checkten am Morgen des Nikolaustag auf dem Schiff, der MS SunDream ein. Unter den Passagieren waren die Ehepaare Lenz und Sellmann. Beide kamen aus einem kleinen Dorf bei Hannover. Sie kannten und sie hassten sich.
VII
Am ersten Tag war Seeluft angesagt. Von Miami ging es in Richtung Puerto Plata Havanna auf Kuba. Insgesamt sollte die Reise bis zum 3. Januar dauern. Eine gesamte Rundreise durch das Karibische Meer lag vor den Passagiern. Inklusive eines Weihnachtsfest auf Grenada und eines Silvesterfestes in der Dominkanischen Republik. Das die Reise noch turbulent werden würde, dachte zu diesem Zeitpunkt keiner.
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VIII
Auf Havanna stand ein Tagesausflug auf dem Programm. Das Ehepaar Anne und Heiner Lenz waren Mitte fünfzig und hatten zwei erwachsene Kinder. Heiner war ein leidenschaftlicher Gymnasiallehrer. Er unterrichtete Englisch und Latein. Anne war auch Lehrerin. Sie arbeitete an einer Grundschule. Auch sie war von ihrer Arbeit noch immer begeistert. Die Reise hatten sie dringend nötig. Sie hatten dafür extra Urlaub vom Bildungsministerium bekommen. Den hatten sie auch bitter nötig.
IX
An diesem Tag ging die Reise nach Cancun in Mexiko. An See ging das Ehepaar Karin und Hermann Sellmann an den Pool. Hermann war ein erfolgreicher Anwalt. Er hatte eine gutgehende Kanzlei und war mit seinem Leben eigentlich zufrieden. Seine Frau Karin hatte, nachdem die Töchter ausgezogen waren mit einem Nagelstudio selbständig gemacht. Auch sie hatte den Urlaub dringend nötig.
X
In Cancun lag die Sun Dream für drei Tage vor Anker. Die Passagiere besuchten heute die Mayastadt Chichen Itza. „Ist es nicht schön hier.“, sagte Anne Lenz zu ihrem Mann. „Oh ja. Und endlich mal keine störenden Nachbarn. Herrlich! Hoffentlich regnet bei uns. Und der dämliche Sellmann sieht noch miesepetriger aus, als sonst“
Zu Hause lag er seit einigen Jahren mit seinem Nachbarn im Streit. Den Grund hierfür hätte keiner mehr sagen können. Eigentlich ging der Streit auch nur von den Männern aus. Doch auch die Frauen durften nach einiger Zeit nicht mehr miteinander sprechen. Erst hatten sie sich daran nicht gehalten und doch irgendwann waren sich die Frauen einfach egal.
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XI
Heute stand Tulum auf dem Plan. Alle Passagiere machten den Ausflug mit. Hermann Sellmann badete am Fuße der alten Inkafestung in den Fluten der Karibik. In der buntgestreiftenBadehose machte er eine ziemlich komische Figur. Doch das störte ihn nicht. Hier kennt mich ja keiner, dachte er sich.
„Herrlich hier. Herrlich!“, schwärmte er. Noch ahnte er nicht, was in den nächsten Tagen auf ihn zukommen würde.
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XII
Heute war die SunDream auf den Weg nach Costa Rica. Dort wurde ein Tagesausflug ins Hinterland angeboten. Das Ehepaar Lenz setzte sich im Bus in eine freie Reihe. „Hoffentlich hat das Gericht bis Weihnachten entschieden. Der Richter hat ja schon anklingen lassen, dass er keine Bedenken gegen unser Gartenhaus hat. Das Urteil wird dem Sellmann das Weihnachtsfest schön verhageln!“
In der Reihe hinter den Lenz´ fiel Hermann Sellmann fast aus der Sitzreihe.
XIII
Hermann sprang auf. „Was machen sie widerlicher Kerl den hier?“, entfuhr es ihm. Entgeistert schaute er die Lenz´ an. Heiner war beim Anblick von Hermann die Kinnlade heruntergefallen. Erst nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder unter Kontrolle. „Und was machen sie hier?“
Das sich die beiden verfeindeten Nachbarn ausgerechnet in einem Bus in Costa Rica sehen würden. Das hatten beide nicht erwartet.
XIV
Heute ging es nach Panama. „Das gibt’s doch gar nicht, oder. Ausgerechnet der schreckliche Lenz und seine Frau müssen hier an Bord sein. Das gibt´ s doch nicht.“ Hermann konnte die Situation immer noch nicht verstehen. Sellmanns lebten genau neben Lenz. Beide hatten zeitgleich ihre Häuser gebaut. Anfangs hatten sie sich prächtig verstanden. Sie hatten Kinder im gleichen Alter, die miteinander spielten. Auch die Eltern verstanden sich prächtig. Es gab gemeinsame Grillabende und Feiern. Das änderte sich vor sieben Jahren. Den eigentlichen Grund wussten beide nicht mehr. Das erste Mal vor Gericht sahen sich die beiden, als Heiner sein Haus mit grünen Dachpfannen neu eindecken ließ. Es folgten ein Dutzend Verfahren vor den Gerichten.
XV
Die SunDream lag vor Kolumbien aufReede. Den verfeindeten Nachbarn war es gelungen, sich auf dem Schiff nicht zu sehen. Doch nun war ein Zusammentreffen unausweichlich. Beide Paare mussten das letzte Beiboot zum Übersetzen nehmen. Als Hermann Heiner sah, platzte es aus ihm heraus: “ Sie fauler Lehrer, sie! Hoffentlich werden sie von den Guerillas verschleppt!“ “ Wenn überhaupt, dann werden sie verschleppt. Bei ihnen sieht man doch auf einhundert Meter, dass sie nach Geld stinken.“ Ein Ehepaar ging nach achtern, das andere blieb am Bug. Der Ausflug war für beide gelaufen.
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XVI
Heiner und Anne saßen am Frühstückstisch. Am Abend hatten sie und die Sellmanns verschiedene Essenszeiten. Doch am Morgen konnte jeder Passagier das Frühstück auf dem Sonnendeck nach seiner eigenen Wahl einnehmen. Und so saßen auch die Sellmanns auf dem Sonnendeck. Räumlich so weit getrennt, wie nur möglich. Dennoch überlegte Hermann, ob er Heiner wohl treffen würde, wenn er mit den Äpfeln nach ihm werfen würde.
Doch in diesem Moment kam an beide Tische ein Stewardess und überbrachte ein Fax.Das Urteil kommt.
XVII
Heiner jubilierte auch heute noch. Das Fax war von seinem Anwalt. Der Richter hatte die Klage von Hermann abgewiesen. Heiner war daraufhin vor lauter Freude um den Tisch getanzt und hatte die Stewardess innig umarmt. Zur gleichen Zeit hatte auch Hermann das Fax gelesen. Ihm hatte seine Kanzlei von dem Urteil Nachricht gegeben. Er war betrübt. Und als er sah, wie Heiner vor Freude jubelte, war er restlos bedient.
An diesem Abend besuchten sowohl Heiner als auch Hermann eine Bar. Hermann allerdings trank vor Frust, Heiner vor Freude.
XVIII
An diesem Tag steuerte die SunDream Caracas in Venezuela an. Wieder erreichten die Ehepaare ein Fax zum Frühstück. Dieses mal waren beide Männer sprachlos. Hermann ist beim Lesen sogar vom Stuhl gefallen. Der Inhalt des Fax schockte sie zutiefst. Folgende Worte mussten sei lesen: „Liebe Eltern. Wir haben uns verlobt. Wir lieben uns seit vier Jahren. Euer blöder Streit kotzt und an! Gezeichnet Christine und Arne. Christine war die Tochter der Sellmanns, Arne der Sohn von den Lenz´.
Die Männer verzichteten auf den Landgang. Hermann blieb in seiner Suite, Heiner an der Poolbar.
XIX
Heute lief das Schiff auf Trinidad ein. Heiner wollte zu einer alten Piratenfestung. Anne wollte lieber in Port of Spain bleiben und einkaufen. Diesen Wunsch hatte auch Katrin Sellmann. Ihr Mann Hermann wollte eigentlich auch zu der Piratenfestung. Als er aber sah, dass Heiner schon im Bus saß verzichtete er darauf und machte statt dessen einen Tauchausflug mit.
Zufällig trafen sich die Frauen auf dem Markt. Ohne sich vorher gesehen zu haben, standen beide an einem Stand, an dem es Glücksbringer aus Holz gab. Beide hatten das Gefühl, dieser Glücksbringer wäre genau das richtige Geschenk für ihre Kinder zur Verlobung. Zeitgleich griffen beide Frauen zu. Erstaunt schauten sich beide an. Erst waren sie erstaunt- doch dann mussten sie lachen.
XX
Heute stand die Nachbarinsel Tobago auf dem Programm. Hier war ein Ausflug nach Charlotteville angesagt. Dieses malerisches Fischerdorf war ein absolutes Highlight. Aus diesem Grund wollten es sich auch weder Hermann noch Heiner entgehen lassen. Da glücklicherweise mehrere Busse fuhren, mussten die verfeindeten Nachbarn nicht in einem Bus sitzen. Vor Ort angekommen, passten sie höllisch auf, dem anderen nicht in die Quere zu kommen. Die Frauen sprachen mittlerweile wieder miteinander.
Während die Passagiere die Schönheit der Karibik betrachteten, wurden auf der SunDream bereits die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest in Angriff genommen.
XXI
An diesem Tag nahm das Schicksal seinen Lauf. Die SunDream war auf den Weg zu der Inselgruppe von Grenada. Das Schiff lag hier vor der Hauptinsel auf Reede und die Beiboote brachten die Passagiere nach ihren Wünschen zur Hauptinsel oder zu einer kleinen Insel, die 800m vor der Hauptinsel lag und früher das Hauptquartier einer berüchtigten und erfolgreichen Piratenbande war. Es war eine romantische Insel. Es gab eine Höhle. Eine Quelle und reichlich heimisches Obst. Die alten Anlagen in der Höhle waren noch vorhanden und die Insel war für die Passagiere ein beleibter Ausflugsort.
Diese Insel wollten Hermann und Heiner unbedingt sehen. Allerdings war ein Übersetzten heute nicht möglich. Ein anderes Schiff lag ebenfalls auf Reede und so viele Menschen konnte die kleine Insel nicht aufnehmen.
XXII
Heute war es soweit. Das andere Schiff war weg. Die Gäste der SunDream durften auf die Pirateninsel. Sellmanns nahmen ein anderes Beiboot als die Lenz´. Auf der Insel, gingen sie sich so gut wie möglich aus dem Weg.
Die Mannschaft der SunDream hatte am Strand einen Grill aufgebaut und auch für Getränke war reichlich gesorgt.
Die Stimmung auf der Insel war ausgelassen. Die Passagiere ließen sich die Köstlichkeiten schmecken als bei der Mannschaft plötzlich Hektik aufkam. Über Funk wurde den Männern auf der Insel mitgeteilt, dass ein mittlerer Tropensturm plötzlich aufgekommen war und auf die Inseln zu hielt. Dem großen Schiff würde der Sturm nichts ausmachen. Auf Grund der Technik würde man es an Bord gar nicht bemerken. Allerdings war ein Übersetzen von der Insel auf das Schiff nicht mehr möglich. Also mussten alle Passagiere wieder auf das Schiff gebracht werden.
Die Beiboote fuhren so schnell wie nur möglich. An Bord der SunDream angekommen, wurden die einzelnen Namen abgehakt. Zwischenzeitlich nahm der Sturm ordentlich zu. Die Mannschaft verzichtete nun auch darauf, den Grill und die anderen Sachen zu verladen. Am Strand standen nun nur noch Anne und Katrin. Von ihren Männern war keine Spur. „Wir müssen jetzt los!“, sagte ein Offizier. Ihre Männer holen wir dann später. Wir lassen ein Funkgerät hier und genug Essen und Trinken ist auch hier.“ Widerwillig stiegen Anne und Katrin ein. Allerdings bei dem Gedanken, die beiden alleine auf der Insel, das mussten sie schon schmunzeln.
Heiner und Hermann waren sich in einer abgelegenen Höhle begegnet. Hier war es aus den beiden herausgeplatzt. Zwei Stunden lang hatten sie sich angeschrieen und hatten die überstürzte Abfahrt nicht mitbekommen.
Als sie am Strand angekommen waren, bemerkten sie ihr Schicksal. Mit dem Funkgerät hatten die Kontakt mit dem Schiff aufgenommen. Hier wurde ihnen mitgeteilt, dass man morgen alles versuchen werde, um sie abzuholen. Beide gingen in getrennte Höhlen und verbrachten also dort die Nacht.
XXIII
An diesem Tag hatte sich die Karibik immer noch nicht beruhigt. Ein Übersetzten war noch immer unmöglich. Die Schiffsleitung und die Ehefrauen hatten Kontakt mit den Gestrandeten. Nun wurden auch die anderen Passagiere auf die Situation hingewiesen. Denn eigentlich sollte sie SunDream heute nach Barbados aufbrechen und dort die Weihnachtstage verbringen. Unmut kam jedoch nicht auf. Immerhin war es für alle Gäste an Bord eine willkommene Abwechslung. Im Nu waren die Ferngläser, welche die Boutique auf dem Shoppingdeck verkaufte, ausverkauft. Auch alle anderen Passagiere, die ein Fernglas hatten standen nun an der Reeling und wollten einen Blick auf Hermann und Heiner erhaschen.
Hierbei wurde ihnen ein köstlicher Anblick geboten. Die beiden standen am Strand. Jeder vor einem Grill. Während jeder für sich sein Essen zubereitete, stritten sie miteinander. Auch wenn man die Worte nicht hören konnte, so war doch zu erkennen, dass sie sich gestenreich zankten. Die beiden saßen etwa zwanzig Meter auseinander und stritten. Nach dem reichhaltigen Frühstück endete es damit, dass jeder für sich begann, eine Sandmauer zu errichten. Dahinter verschanzten sie sich nun.
Als weitere Schwierigkeit erwies es sich, dass die beiden nur ein Funkgerät hatten. Dieses wurde abwechselnd benutzt. Immer wenn er gesprochen hatte, legte er es zwischen den Sandmauern ab. Nun konnte es sich der andere holen.
Immer wenn sie wieder hinter ihrer Mauer lagen, begannen sie sich zu streiten. Das zog sich hin bis in den späten Abend. Hermann und Heiner waren von den Köstlichkeiten, von dem leckeren Wein, der ebenfalls reichlich vorhanden war, und der Streiterei so erschöpft, dass sie am Strand einschliefen.
XXIV
Das Wetter hatte sich noch immer nicht beruhigt. Der Kapitän sprach mit den Gestrandeten und teilte mit, dass eine Rettung wohl erst am Abend oder am nächsten Morgen erfolgen könnte. Dann war der Akku des Funkgerätes leer und eine Kommunikation nicht mehr möglich.
Also beschäftigten sich die beiden wieder miteinander. Am Mittag des Heiligen Abend hatten sie alle, aber auch wirklich alle Punkte durch gestritten. Beide bemerkten nun langsam, dass die Ursache ihres Streites einen ganz banalen Anfang genommen hatte. Auf der Grenze der Grundstücke befand sich auf dem Fußweg eine alte Eiche. Deren Äste wuchsen sowohl auf Heiners, als auch auf Hermanns Grundstück. Beide hatten damals den anderen aufgefordert, die Äste zu entfernen. Da sich beide nicht zuständig gefühlt hatten, hatten sie Aufgabe dem anderen zuschieben wollen. Alles weitere war daraus entstanden.
Es wurde Abend. Der Sturm ließ ein Übersetzen immer noch nicht zu. Die Passagiere auf der SunDream machten sich fertig für das große Weihnachtsdinner an Bord. Als es dunkel wurde, erstrahlten die Lichter des Schiffes noch heller als sonst. Nun drehte auch noch der Wind und die beiden hörten die vergnügten Passagiere und die Musik spielen.
Zeitgleich nahmen sich die beiden ein Herz. Sie gingen aufeinander zu. „Vielleicht sollten wir das Kriegsbeil endlich begraben.“, sagten sie fast aus einem Mund. „Ja, das sollten wir.“, meinte Hermann. Und Heiner fügte an „Immerhin haben unsere Kinder auch zueinander gefunden.“ Die beiden schauten sich an. „Frieden?“, fragte Heiner. „Frieden!“, antwortete Hermann. Die beiden klopften sich auf die Schulter.
Dann gingen sie gemeinsam zu einem Grill und machten sich ein Weihnachtsmenü. Dieses bestand aus gegrillten Hummerschwänzen und gegrillten Süßkartoffeln. Hermann öffnete zwei Falschen Rotwein und die beiden prosteten sich zu.
Gegen halb zwölf hatte sich das Wetter beruhigt und der Kapitän wollte die beiden Streithähne holen. Er kündigte dieses über die Lautsprecher an und die Passagiere wollten sich das nicht entgehen lassen. Alle gingen an Deck und waren erstaunt über das was sie sahen. Hermann und Heiner hatten ein riesengroßes Lagerfeuer am Strand entzündet. Die beiden saßen lachend und Wein trinkend davor.
Der Kapitän stand mit Anne und Katrin an der Reeling. „Vielleicht sollten wir sie erst morgen holen.“, sagte dieser.
„Ja, das sollten wir.“, antworteten die beiden zeitgleich und wünschten sich von nun an
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